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Goethes Wahlverwandtschaften

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"Die vorliegende Literatur uber Dichtungen legt es nahe, Ausuhrlichkeit in dergleichen Untersuchungen mehr auf Rechnung eines philologischen als eines kritischen Interesses zu setzen.

Leicht konnte daher die folgende, auch im einzelnen eingehende Darlegung der Wahlverwandtschaen uber die Absicht irre uhren, in der sie gegeben wird.

Sie konnte als Kommentar erscheinen; gemeint jedoch ist sie als Kritik.

Die Kritik sucht den Wahrheitsgehalt eines Kunstwerks, der Kommentar seinen Sachgehalt.

Das Verhaltnis der beiden bestimmt jenes Grundgesetz des Schritums, demzufolge der Wahrheitsgehalt eines Werkes, je bedeutender es ist, desto unscheinbarer und inniger an seinen Sachgehalt gebunden ist.

Wenn sich demnach als die dauernden gerade jene Werke erweisen, deren Wahrheit am tiefsten ihrem Sachgehalt eingesenkt ist, so stehen im Verlaufe dieser Dauer die Realien dem Betrachtenden im Werk desto deutlicher vor Augen, je mehr sie in der Welt absterben.

Damit aber tri der Erscheinung nach Sachgehalt und Wahrheitsgehalt, in der Fruhzeit des Werkes geeint, auseinander mit seiner Dauer, weil der letzte immer gleich verborgen sich halt, wenn der erste hervordringt.

Mehr und mehr wird ur jeden spateren Kritiker die Deutung des Auffallenden und Befremdenden, des Sachgehaltes, demnach zur Vorbedingung.

Man darf ihn mit dem Palaographen vor einem Pergamente vergleichen, dessen verblichener Text uberdeckt wird von den Zugen einer kraigern Schri, die auf ihn sich bezieht.

Wie der Palaograph mit dem Lesen der letztern beginnen mute, so der Kritiker mit dem Kommentieren. "

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Product Details
SHS Editions
104194327Y / 9791041943272
Paperback / softback
14/02/2023
90 pages
148 x 210 mm, 127 grams
General (US: Trade) Learn More