Image for Fliehkrafte der Moderne: Zur Ich-Konstitution in der Lyrik des fruhen 20. Jahrhunderts

Fliehkrafte der Moderne: Zur Ich-Konstitution in der Lyrik des fruhen 20. Jahrhunderts - 107 (Reprint 2011.)

Part of the Hermaea. Neue Folge series
See all formats and editions

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert verlieren traditionelle Identitätsgaranten an Bedeutung. Dabei kann es sich um eine religiös begründete Weltdeutung handeln, die noch nicht dem Erkenntniszweifel unterlag (Bertolt Brecht); um eine soziale Position, die es erlaubte, die Differenzierung der Gesellschaft zu überblenden (Gottfried Benn); um einen Raum, in dem noch eine zyklische, natürliche Zeitordnung galt (Stefan George). Nach dem Verlust dieser Sicherheiten reflektieren die Autoren die Bedingungen moderner Individualität: Sie beschreiben ein freigesetztes Ich, das in einer heterogenen Umwelt mit verschiedenem Ideengut lebt und sich immer weniger als Sonderfall einer allgemeinen Substanz ansehen kann. Zunehmend muß es seine Identität selbst formulieren, und die daraus hervorgehende Bewegung ist einerseits ästhetisch fruchtbar, bringt neue Formen des Sprechens hervor. Gleichzeitig suchen die Autoren aber nach Außengrößen, die dem Ich einen übersubjektiven Halt geben. In diese Position einer neuen Notwendigkeit können eine lebensphilosophisch gedeutete Natur oder eine kunstreligiös verstandene Literatur gebracht werden. Es gibt aber in diesem Zusammenhang auch Annäherungen an die totalitären politischen Bewegungen, die in der Lage zu sein scheinen, das Verlangen nach einer Überwindung der modernen Perspektivenvielfalt, nach einer mythologischen Reintegration der Gesellschaft zu befriedigen.

Read More
Special order line: only available to educational & business accounts. Sign In
£100.00
Product Details
De Gruyter
3110942704 / 9783110942705
eBook (Adobe Pdf)
01/01/2005
German
308 pages
155. x 230. mm
Copy: 10%; print: 10%