USA: Politik * Gesellschaft * Wirtschaft - 5 (1991.)

In unseren Thgen vergewissem sich die Amerikaner in beispielloser Weise ihrer Geschichte.

Wo in den siebziger Jahren der zweihuni dertste Jahrestag der Unabhñngigkeitserklñrung gegenber dem brii tischen Mutterland den Anstof zur historischen Besinnung auf euroi pñische wie autochthone Wurzeln transatlantischer Existenz bot, im Jahre 1983 die Erinnerung an die dreihundert Jahre zurckliegende Grndung von "Germantown" bei Philadelphia mancherlei Reflei xionen ber das Phñnomen der Immigration im Werdegang der juni gen Republik auslÂste, werden wir ausgangs der achtziger und zu Beginn der neunziger Jahre Zeugen zumindest des Versuchs auf ali len Ebenen des Bildungs- und Erziehungswesens, in Politik, Geselli schaft und Kultur, anlñflich des zweihundertsten Geburtstags der US-Verfassung amerikanische Geschichte und Gegenwart als Kontii nuum zu begreifen.

Was zwischen 1W und 1791 entworfen, ratifii ziert und proklamiert wurde, die Verfassung eben mitsamt der in den ersten zehn Zusatzartikeln niedergelegten "Bill of Rights", ist deshalb ohne Beispiel, weil es auch in den neunziger Jahren unseres Jahrhunderts noch immer den Mafstab fr das politische Handeln der westlichen Vormacht abgibt. Anders ausgedrckt: Die USA sind das einzige Land der Welt, das an der Wende zum dritten Jahrtaui send noch immer mit einer Verfassung des achtzehnten Jahrhunderts regiert wird; ein Beispiel brigens fr viele weitere, das die Eigeni tmlichkeit und Andersartigkeit amerikanischer Existenz verdeuti licht.

Sie sind von Europñern selten richtig begriffen worden, denen Amerika blof als kolonialer Ableger der "Alten Welt" erscheinen wollte.